ANNEKE KLEIN KRANENBARG - NEULAND

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Ausstellungseroffnung am Freitag, 12. September 2014, 19.30 Uhr

Rede zur Einfuhrung von DR. EVA BADURA-TRISKA, Kuratorin am Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien

Die Ausstellung wird gezeigt von Samstag, 13. September 2014 bis Samstag, 13 maart 2015,
taglich von 13.00 bis 18.00 Uhr, außer Dienstag.

ANNEKE KLEIN KRANENBARG
NEULAND

Wenn ANNEKE KLEIN KRANENBARG den Strich, die Linie vor dem geistigen Auge hat, dann setzt sie diese in die real bestehende Wirklichkeit um, indem sie einen dunnen Zwirn-Faden zwischen zwei Eckpunkte spannt; die Ecken markiert sie durch das Durchdringen des Untergrundes. Die Linie hat damit ihre Qualitat erreicht, ihre materielle Durchgangigkeit ist dann nicht mehr in Frage gestellt. ANNEKE KLEIN KRANENBARGS Zeichen beziehen sich auf ein durchgehend transparentes Material: als ware es die Luft, die sie einsetzt, um ihren Linien und Eckpunkten Halt zu geben. Farbigkeit ist nicht von Noten, auch nicht Schraffur, nicht die Dichte eines Korpers, der eigentlich gar nicht vorhanden ist. ANNEKE KLEIN KRANENBARG ist keine Grafikerin, keine Malerin, sie macht auch keine Plastiken oder schafft eine Architektur, zumindest eine der gangigen Art. Gerade deshalb ist ANNEKE KLEIN KRANENBARG eine Kunstlerin, die sich auf ein Neuland eingelassen hat. Nicht von ungefahr lebt sie in Zaandam nahe Amsterdam, einem zwar altem, aber dem niederlandischen Meer abgerungenen Stuck Binnenland, in einem alten Haus, dessen Fenster den Blick nicht freigeben auf den Hafen, die zugezogenen Jalousien stehen ihm im Wege.

Es ist dieser Hang hin zur Vermeidung selbst eines privat determinierten Erkennens, der ANNEKE KLEIN KRANENBARGS Liebe zur Reduktion ausmacht. Es ist ihr nahes Verhaltnis zur Mathematik und zur Geometrie, das ihre Arbeit unverwechselbar werden lasst, obwohl ANNEKE KLEIN KRANENBARG nicht nachgesagt werden kann, sie hatte ihren Konstruktionen auch nur ansatzweise den personlichen Ausdruck, die unverwechselbare Handschrift der Kunstlerin gegeben. Es ist die Wahrnehmung selbst, die bei der Betrachtung ergebnisoffene Spiele mit dem Betrachter treibt: So sind es eindeutig gleiche Faden-Verspannungen, die sich nach einem kurzen Schritt zur Seite in 50 und mehr Variationen von zerfallenden, in dunklen Winkeln und plotzlich auftauchenden freien Flachen zu erkennen geben. ANNEKE KLEIN KRANENBARG spielt in Permanenz mit den Betrachtern, oder besser: Sie lasst sie in die Irre gehen - funfzig Mal und ofter.

Es ist ein Handel mit Resultaten individueller Wahrnehmungen; beginnend mit den eigentumlichen Holz-Apparaten, die im Museum der Wahrnehmung MUWA um Aufmerksamkeit bitten, oder mit schwerlos erscheinenden Korpern, mit Modellen, wie von Zimmereinrichtungen im Fluge, bis hin zu den einfachen Varianten von Zwirn-Faden zwischen zwei Kunstglasfolien.

Werner Wolf


ANNEKE KLEIN KRANENBARG
NEW TERRITORY

Having the stripe, the line in her mind´s eye ANNEKE KLEIN
KRANENBARG makes them real by tightening a thread between two corners and marking these corners by piercing the underground. Thus the line has achieved her quality; her material patency is no more contested. The figures of ANNEKE KLEIN KRANENBARG refer to a throughout transparent material: she seems to use the air to provide hold to her lines and corners. Colouring proves to be unnecessary, neither are hachures nor the denseness of a body, which is rather non-existent. ANNEKE KLEIN KRANENBARG is not a graphic designer, not a paintress, she is neither creating sculptures nor an architecture, at least not an established one. That´s why ANNEKE KLEIN KRANENBARG is an artist entering new territory. She chose consciously to live in Zaandam next to Amsterdam, an old inner land wrested from the Dutch sea, in an old house whose windows block the view to the harbour due to the closed shutters.

It´s this tendency towards avoiding an even private determined recognition which constitutes her affection for abstraction. Her affinity to mathematics and geometry makes her work distinctive although it cant be said that ANNEKE KLEIN KRANENBARG distributes any personal or individual and distinctive expression at all to her constructions. It´s perception itself playing open-ended games with the viewer who is observing: They are similar thread-tightening´s which after a small side step reveal themselves into 50 or more variations of collapsing in dark angles and suddenly appearing open surfaces. ANNEKE KLEIN KRANENBARG is permanently playing with her visitors or more precisely she is disorienting them - 50 times and more often.

Its dealing with results of individual perceptions, starting with the singular apparatuses of wood which ask for attention in the Museum of Perception or with sculptures appearing without gravity, with models appearing like flying furniture up to simple variations of threads between two foils of acrylic glass.



ANNEKE KLEIN KRANENBARG, geboren 1961 in Krommenie (NL); lebt und arbeitet in Zaandam; 1980-1985 Ausbildung und Arbeit in Fotografie und Grafik seit 1987 widmet sie sich ausschließlich ihrer Kunst; Ausstellungen in zahlreichen europaischen Galerien konstruktiver Kunst, unter anderem in Deutschland 2012 im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin und in der Galerie La Ligne in Zurich, 2013 in der Galerie Konkret Martin Worn in Sulzburg sowie 2014 im International Mobile MADI Museum in Vác (H); ANNEKE KLEIN KRANENBARG vereint scheinbare Gegensatze in ihrer Arbeit, die Verbindung zwischen Zwei- und Dreidimensionalitat, Einfachheit und Komplexitat. In ihren Konstruktionen untersucht sie die Grundformen, sie entnimmt die Teile aus einer Zusammenstellung und arrangiert mit den Teilen einen Neubau, eine neue Form.

DR. EVA BADURA-TRISKA, geboren 1954 in Wien; Studium der Kunstgeschichte und klassischen Archaologie an der Universitat Wien; 1975 Certificate of Proficiency in Englisch (University of Cambridge). Studienaufenthalte in der Paul Klee-Stiftung am Kunstmuseum Bern; seit 1979 Kuratorin am Museum moderner Kunst Wien; 1980 Promotion zum Doktor der Philosophie; Dissertation Die Quadratbilder Paul Klees ein Beitrag zur Analyse formaler Ausdrucksmittel in seinem Werk und seiner Theorie; 1985-1989 FWF Forschungsauftrag Herausgabe der fruhen Tagebucher von Johannes Itten; "Aufarbeitung des Nachlasses Rudolf Schwarzkogler (zusammen mit Hubert Klocker), Publikation der Ergebnisse in Buchform 1992 im Ritter Verlag, Klagenfurt; zahlreiche weitere Publikationen zur zeitgenossischen Kunst; seit 2000 Generalsekretärin des Vereins Archiv Franz West.


Das Programm des Museums der Wahrnehmung MUWA wird gefördert bzw. unterstützt von der Kunstsektion Bundeskanzleramt Kunst und Kultur - Abteilung II/1 Bildende Kunst, Architektur, Design, Mode, Fotografie, Video- und Medienkunst, vom Land Steiermark (Kulturabteilung, Abteilung für Wissenschaft und Forschung, Volkskultur, Jugend, Familie und Bildung, Landesjugendreferat) vom Kulturamt und dem Amt für Soziales, Jugend und Familie der Stadt Graz, von Landeshauptmann Mag. Franz Voves, von der Landes VP, von den Steirischen Grünen, von der Abteilung Kunst und Kultur der Niederösterreichischen Landesregierung, von der Kultur Service Gesellschaft mbH des Landes Steiermark, von der Steirischen Arbeiterkammer, vom Augartenhotel Graz, von der Christof-Group, von der Holding Graz - Kommunale Dienstleistungen GmbH, von Pro Helvetia - Schweizer Kulturstiftung, vom Renner Institut Steiermark, von der Steiermärkischen Sparkasse und vom Bezirksrat Jakomini.
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